Methods Workshop with Ronja Ahlers, Anja Kirsch, Christoph Nagel, Tristan Rohner, Antonios Souris and Kirstin Drenkhahn
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Die meisten Jurist:innen arbeiten empirisch, ohne es zu wissen: Sie erheben den Rechts- und Diskussionsstand aus Textquellen. Auch wenn das eigentliche Erkenntnisziel in dogmatischen oder rechtspolitischen Schlussfolgerungen liegt, beginnt es in aller Regel mit der Erfassung von bereits vorhandenen Dokumenten, die – hoffentlich systematisch – ausgewertet werden.
Zumeist nähern sich Jurist:innen dieser an sich empirischen Aufgabe jedoch ohne besondere, reflektierte Vorgehensweisen. Dabei wird übersehen, dass die Sozialwissenschaften auch für eine Forschung mit Texten, deren Argumentationsstruktur ausgewertet werden soll, in der qualitativen empirischen Forschung Methoden und nützliche Hilfsmittel entwickelt haben. Eine reflektierte und disziplinierte Vorgehensweise ermöglicht auch Jurist:innen neue Einsichten, zum Beispiel zur kontrollierten Kategorienbildung bei der Auswertung von Texten.
Neben Texten können Interviews eine weitere Datenquelle für die rechtswissenschaftliche Forschung sein, z. B. mit Rechtsanwender:innen oder Mitgliedern von Gesetzgebungsorganen, um etwas über deren Perspektive und Handlungsweise zu erfahren. Auch hierfür bieten die Sozialwissenschaften Interviewtechniken und Auswertungsmethoden, die aus einem Gespräch erst eine systematisch nutzbare Datenquelle machen.
Der Workshop führt in die Vielfalt qualitativer Forschungsmethoden ein und erläutert deren Vorteile und Herausforderungen. Technische Werkzeuge werden ebenso behandelt wie Erfassungs- und Auswertungsmethoden im besonderen juristischen Kontext.
MAXQDA für qualitative Forschung: Qualitative Forschung geht typischerweise mit umfangreichen Textdaten und deren aufwendiger Aufbereitung und Auswertung einher. Dr. Antonios Souris vom Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin stellt vor, wie man MAXQDA für die eigene qualitative Forschung nutzen kann und was diese Software für die Strukturierung und Beschleunigung der Datenauswertung leistet.
Qualitative Analyse juristischer Entscheidungen: Prof. Dr. Tristan Rohner von der Bucerius Law School stellt den methodischen Ansatz der qualitativen Analyse richterlicher und behördlicher Entscheidungen vor. Dabei werden Argumentations- und Entscheidungsmuster identifiziert, um ein besseres Verständnis der richterlichen Entscheidungsprozesse zu ermöglichen.
Interviews in der Rechtswissenschaft: Prof. Dr. Anja Kirsch vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität Berlin, führt in die wichtige Erfassungsmethode Interview ein. Interviews bieten besonders viel Freiheit zur Exploration während der Datenerhebung, können aber durch den Mangel an Anonymität in vielerlei Hinsicht problematisch sein. Es wird diskutiert, wie Interviews in der Rechtswissenschaft sinnvoll eingesetzt werden können.
Interviews in sicherheitsrelevanten Bereichen: Empirische Forschung bei juristischen Institutionen ist oft davon geprägt, dass diese Bereiche sicherheitsrelevant sind bzw. besonders geschützt werden. Das gilt insbesondere für strafrechtliche Institutionen wie den Strafvollzug, aber z.B. auch für Gerichte aller Rechtsgebiete. Zudem treffen Forschende hier oft auf Personen, die Forschung skeptisch gegenüberstehen und sich schnell unzulässig kontrolliert fühlen. In diesem letzten Teil des Workshops behandeln Ronja Ahlers, Prof. Dr. Kirstin Drenkhahn und Christoph Nagel, welche besonderen Herausforderungen solche Interviews in sicherheitsrelevanten Bereichen mit sich bringen, wie man Schwierigkeiten überwinden kann und wie man mit Fehlschlägen umgeht.
Time & Location
13 December 2024 | 9:00 a.m.– 5:30 p.m.
In-person
Rechtswissenschaften | Boltzmannstraße 3 | room 3302-04