Seminarankündigung: Die Nürnberger Prozesse und ihre Bedeutung für die Entwicklung des Völkerstrafrechts
News vom 17.02.2022
Seminarankündigung: Die Nürnberger Prozesse und ihre Bedeutung für die Entwicklung des Völkerstrafrechts
Seminar im Sommersemester 2022
Im Sommersemester 2022 biete ich ein Seminar zu den Nürnberger Prozessen an. Ausgehend von dem Verfahren des Internationalen Militärtribunals 1945/1946 widmen wir uns den völkerrechtlichen Grundlagen für seine Errichtung ebenso wie dem historischen Kontext der deutschen Massenverbrechen im Zweiten Weltkrieg. Außerdem wird vergleichend das Verfahren vor dem Internationalen Militärtribunal in Tokyo untersucht und die Rezeption der Nürnberger und Tokioter Urteile für die weitere Entwicklung des Völkerstrafrechts im Kalten Krieg und danach eingegangen. Was ist das Vermächtnis von Nürnberg? Inwiefern prägen die Nürnberger Prozesse bis heute Grundannahmen des Völkerstrafrechts? Und welche Herausforderungen gibt es heute für die mit dem Römischen Statut und dem Internationalen Strafgerichtshof verbundene Idee, die Täter von Völkerrechtsverbrechen individuell zur Verantwortung zu ziehen?
Das Seminar wird verblockt am 30.6. und 1.7.2022 stattfinden. Zu Beginn des Semesters wird es zwei Einführungssitzungen zur gemeinsamen Lektüre von zentralen Dokumenten und Texten geben.
Eine Vorbesprechung findet am Montag, dem 28. Februar 2022 um 11:30 Uhr über Webex statt. Anmeldungen hierzu (bitte unter Nennung eines Themenwunsches) werden erbeten an: Frau Kerstin Oelstrom (kerstin.oelstrom@fu-berlin.de).
Mögliche Themen:
I. Der Nürnberger Prozess: Grundlagen und Vorläufer
- Versuche der strafrechtlichen Verfolgung nach dem Ersten Weltkrieg
- Das Internationale Militärtribunal in Nürnberg: internationales Gericht oder gemeinsamer Spruchkörper der Besatzungsmächte?
- Das Ringen um die Formulierung der Anklage: Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Lichte der Arbeiten Raphael Lemkins und Hersch Lauterpachts
- Die Verteidigungsstrategie der Hauptangeklagten: nullum crimen und tu quoque
- Konfliktlinien zwischen den Siegermächten: erste Schatten des Kalten Krieges?
- Der Hitler-Stalin-Pakt und seine (Nicht-)Rolle im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess
II. Kontexte und weitere Entwicklungen im Kalten Krieg
- Das Verfahren vor dem Internationalen Militärtribunal in Tokyo im Vergleich
- Die Kriegsverbrecherprozesse in der amerikanischen Besatzungszone 1946-1949
- Der Eichmann-Prozess in Jerusalem
- Fritz Bauer und der Frankfurter Auschwitzprozess
- Arbeiten der UN-Völkerrechtskommission zum Völkerstrafrecht im Kalten Krieg
III. Entwicklungslinien seit 1990 und Herausforderungen des Völkerstrafrechts heute
- Die ad hoc-Tribunale für das frühere Jugoslawien und Ruanda: Erfolgsgeschichte oder „unfinished business“?
- Der Internationale Strafgerichtshof und seine Gerichtsbarkeit über Nichtvertragsparteien
- Ein Gericht für Afrika? Selektivität als Problem des Völkerstrafrechts
Es sind alle Themen vergeben!