Forschungsdesign der Studie zum 1. Mai in Berlin
Die Studie wird in der Zeit vom September 2009 bis Frühjahr 2010 durchgeführt. Ziel ist es, die Qualität und Quantität der gewaltsamen Auseinandersetzungen zum 1. Mai 2009 zu analysieren. Die Untersuchung bezieht sich dabei auf Akteure, Motivationen, Aktionen und Interaktionen.
Die gewaltsamen Auseinandersetzungen zum 1. Mai in Berlin werden ebenso wie mögliche Reaktionen in hohem Maße unterschiedlich bewertet. Vor diesem Hintergrund ist es notwendig, verschiedene Perspektiven auf die Ereignisse in die Untersuchung einzubeziehen. Dies soll im Rahmen einer Methodentriangulation durch die Kombination folgender Untersuchungsmethoden erreicht werden: Analyse der Akten strafrechtlicher Ermittlungsverfahren, problemzentrierte qualitative Interviews mit TeilnehmerInnen der Veranstaltungen rund um den 1. Mai 2009, wissenschaftliche Beobachtung anhand von Videoaufzeichnungen, Inhaltsanalyse von Webblogs sowie Sekundäranalyse von Berichten und Analysen zu den Auseinandersetzungen um den 1. Mai in den Vorjahren.
Aktenanalyse
Ein zentraler Bestandteil der Studie ist die Analyse von Ermittlungsakten der Strafverfolgungsbehörden. Um Verzerrungen in der Aktenanalyse zu vermeiden, werden alle Ermittlungsverfahren nach Festnahmen anlässlich der Auseinandersetzungen zum 1. Mai 2009 einbezogen. Die Aktenanalyse erfolgt anhand eines speziell entwickelten detaillierten Erfassungsbogens, der insbesondere Daten zu folgenden Aspekten erfasst:
- Festnahmegrund
- sozialdemographische Merkmale
- Angaben zum Alkoholkonsum
- Merkmale der festnahmeauslösenden Handlung und Konfliktsituation
- Umstände und Ablauf der Festnahme
- Qualitative Elemente (Motivationen, mittelbare und unmittelbare politische Bezüge, situative Einflüsse)
- Vorherige Erfassungen von Seiten der Strafverfolgungsbehörden und Reaktionen
Problemzentrierte qualitative Interviews
Die strafrechtlichen Ermittlungsakten spiegeln aber nur die selektive Wahrnehmung der Strafverfolgungsbehörden wieder. In einem zweiten Schritt werden daher problemtenzentrierte qualitative Interviews durchgeführt, in deren Mittelpunkt die Perspektive und Wahrnehmungen von TeilnehmerInnen an Veranstaltungen rund um den 1. Mai in Kreuzberg stehen. Interviewt werden TeilnehmerInnen/BeobachterInnen der revolutionären 1. Mai-Demonstration (18 Uhr) sowie Personen, die die Auseinandersetzungen im Laufe des Abends und der Nacht miterlebt und/oder sich daran beteiligt haben. Angestrebt wird ein Sample, in dem die Vielfalt der Akteure, Situationen und Erlebnisse repräsentiert sind. Dazu werden auch Interviews mit Personen durchgeführt, die von strafrechtlichen Ermittlungsverfahren betroffen sind.
Für die Interviewstudie sucht das Forschungsteam noch InterviewpartnerInnen, die bereit sind anonymisiert über ihre Eindrücke vom 1. Mai 2009 zu berichten.