Exkursion New York 2024
20.05.2024
Eine unvergessliche Reise: Unser prägender Studienaufenthalt in New York City
New York City, die Stadt, die niemals schläft, verwandelte sich für einige Tage in unseren neuen Hörsaal – eine unvergessliche Erfahrung, die man gemacht haben muss. April 2024 leitete den Beginn einer faszinierenden Studienreise in Kooperation mit der Law Clinic der New York Law School (NYLS) ein, welche uns einen umfangreichen Einblick in das US-amerikanische Rechtssystem ermöglichte. Am ersten Tag begann unser Programm im Eingangsbereich der New York Law School, wo wir uns mit einer herausragenden Gruppe von Law Clinic-Studenten der FUB, sowie Professor Carsten Momsen und der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Paula Benedict einfand. Wir erweiterten unser Wissen nicht nur durch eine Einführung ins New Yorker Rechtssystem, sondern erhielten auch einen fundierten Einblick in die Grundlagen des New Yorker Strafrechts durch Professorin Anna G. Cominsky und das Team der NYLS Criminal Defense Clinic. Besonders hervorzuheben sind die lebhaften Diskussionen und die rege Beteiligung durch Fragen und Anmerkungen während der Vorlesungen und Diskussionen. Diese interaktiven Momente ermöglichten nicht nur ein vertieftes Verständnis des New Yorker Strafrechts, sondern eröffneten auch einen rechtsvergleichenden Dialog zwischen dem US-amerikanischen und dem deutschen Rechtssystem. Die Vielfalt der Perspektiven, die durch diese Diskussionen und Einführungsveranstaltung entstanden, trug maßgeblich dazu bei, unser Verständnis für die Komplexität und die Feinheiten beider Rechtssysteme zu vertiefen. Das Mittagessen mit den neuen Bekanntschaften von der New York Law School bot eine hervorragende Gelegenheit, nicht nur Fragen zu stellen und persönliche Eindrücke, sondern auch einen interkulturellen Austausch zu pflegen zu gewinnen, die über die den Rahmen eines Hörsaals hinausgehen. Während wir uns über das Studium in USA im Vergleich zu Deutschland unterhielten, tauschten wir auch interessante Einsichten über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der juristischen Ausbildung in den Ländern aus. Darüber hinaus wurden spannende Diskussionen über aktuelle Rechtsfälle, prominente Gerichtsverfahren und die Funktionsweise des US-amerikanischen Justizsystems geführt, wodurch wir ein tieferes Verständnis für die rechtlichen Herausforderungen und Praktiken gewannen. Am Nachmittag hatten wir das Vergnügen, einer Vorlesung über „Voir Dire“, das Auswahlverfahren der Geschworenen, beizuwohnen – einen authentischen Einblick in die praktische Anwendung des Rechts, der sich deutlich von der theoretischen Darstellung in Büchern sowie den inszenierten Darstellungen in Filmen und Serien unterschied.
Am zweiten Tag unseres Programms begaben wir uns zum NYC Criminal Court, einem zentralen Ort für Strafverhandlungen in New York City. Die Gelegenheit, reale Strafverhandlungen zu beobachten, erwies sich als äußerst fesselnd und bot uns einen tiefen Einblick in die Funktionsweise des amerikanischen Strafrechtssystems. Während unseres Besuchs konnten wir verschiedene Arten von Fällen erleben, darunter eine Verhandlung über die ,,Knockout Challenge", bei der ein Angeklagter beschuldigt wurde, an gewalttätigen Angriffen teilgenommen zu haben. Ebenso sahen wir einen Fall, in dem ein Angeklagter Selbstverteidigung geltend machte, sowie einen hochspannenden Mordprozess. Die dynamische Atmosphäre des Gerichtssaals sowie die Interaktionen zwischen den Anwälten, Richtern, Angeklagten und Geschworenen gewährten uns eine unschätzbare Perspektive, die unsere bisherigen juristischen Kenntnisse erheblich erweiterte. Wir konnten beobachten, wie Anwälte ihre Argumente präsentierten, wie Richter über strittige Punkte entschieden und wie Angeklagte auf die Vorwürfe reagierten. Diese direkten Einblicke in die Praxis des Strafrechtssystems ermöglichten es uns, die theoretischen Konzepte, die wir im NYLS gelernt hatten, in einem realen Kontext zu sehen und zu verstehen. Im Anschluss an unseren Gerichtsbesuch genossen wir gemeinsam mit Fakultätsmitgliedern der New York Law School, darunter eine Vielzahl renommierter Professoren und Mitarbeiter sowie Lehrstuhlinhaber und Dozenten, ein Mittagessen an der NYU. Professorin Anna G. Cominsky und Professor Frank Bress nahmen sich anschließend die Zeit, um eingehend über die verschiedenen Verhandlungen zu sprechen und ein Resümee zu ziehen. In einer anschließenden Diskussion erläuterten sie detailliert die rechtlichen Aspekte der beobachteten Fälle, analysierten sorgfältig die Argumentation der Anwälte sowie die Entscheidungen der Richter und die Reaktionen der Angeklagten. Auch die Zeugenbefragungen, die Anordnung im Gerichtssaal und die Rolle der Jury wurden ausführlich beleuchtet. Ihre präzisen Fragen und sachkundigen Anmerkungen trugen dazu bei, unser Verständnis und das der US-amerikanischen Studenten zu vertiefen und bestimmte rechtliche Konzepte zu klären. Diese Nachbesprechung erwies sich als äußerst aufschlussreich und half uns dabei, die praktische Anwendung des Rechts in den beobachteten Verhandlungen besser zu verstehen.
Am letzten Tag unserer dreitägigen Reise besuchten wir das United States Federal Court. Dort hatten wir die besondere Gelegenheit, einen Einblick in das föderale Rechtssystem zu gewinnen und hinter die Kulissen zu schauen. Unter der fachkundigen Führung von Professor Frank Bress erfuhren wir die feinen Unterschiede, die das föderale System von seinem staatlichen Pendant unterscheiden. Wir nahmen an einer zivilrechtlichen Verhandlung teil, in der eine Frau behauptete, wegen geschlechtsbezogener Diskriminierung von der NYU-School of Medicine und dem zugehörigen Krankenhaus entlassen worden zu sein. Die Verhandlung erwies sich als beeindruckendes Meisterwerk juristischer Kunstfertigkeit. Die Anwälte zeigten außergewöhnliche Leistungen, insbesondere bei der Einbeziehung von E-Mails zwischen den Parteien als Beweismittel. Das Gerichtsverfahren zeichnete sich durch bemerkenswerte Qualität aus, insbesondere durch die herausragende Befragung der Klägerin durch den Rechtsanwalt. Besonders hervorzuheben war die geschickte Verwendung von E-Mails und des Organigramms als zentrale Elemente der Argumentation. Insgesamt war die Verhandlung eine Demonstration exzellenter juristischer Expertise. Der Besuch des Gerichts fand seinen Höhepunkt in einem gemeinsamen Essen mit Professor Frank Bress, der uns in einem äußerst aufschlussreichen Austausch alle wesentlichen und entscheidenden Einzelheiten der Verhandlung zu erläutern. Dabei tauchten wir tief in die komplexen juristischen Aspekte ein, die das Gerichtsverfahren geprägt haben. Professor Frank Bress nahm sich die Zeit, um sämtliche juristischen Aspekte zu beleuchten, insbesondere im Bereich des Strafrechts, wobei er seine Erläuterungen mit anschaulichen Beispielen und Erfahrungen veranschaulichte. Darüber hinaus gewährte er uns einen faszinierenden Einblick in die bevorstehenden Trump-Prozesse, wodurch wir nicht nur das Gerichtsverfahren als spannendes Ereignis, sondern auch als Lehrstunde in Rechtsfragen betrachten konnten. Seine profunde Kenntnis und seine klaren Erklärungen halfen uns dabei, die komplexen rechtlichen Konzepte besser zu verstehen und ihre praktische Anwendung in der realen Welt zu erfassen. Insgesamt war dieser Austausch mit Professor Frank Bress eine äußerst bereichernde Erfahrung, die unser Verständnis für das Rechtswesen nachhaltig vertieft hat. Abschließend fand eine weitere Sitzung über ,,Voir Dire’’ mit Professorin Anna G. Cominsky statt. In dieser Session wurden wir, die Studenten, aktiv in den Prozess einbezogen und übernahmen die Rolle der Geschworenen. Diese interaktive Erfahrung ermöglichte es uns, das Auswahlverfahren der Geschworenen aus erster Hand zu erleben und die Herausforderungen sowie die Bedeutung dieser Phase eines Gerichtsverfahrens besser zu verstehen.
Diese Exkursion erwies sich als eine außergewöhnliche und unvergessliche Erfahrung, die ich jedem Studierenden von ganzem Herzen empfehlen möchte. Es war weit mehr als nur eine Reise; es war eine Gelegenheit, das Gelernte in die Praxis umzusetzen, ein tieferes Verständnis für das US-amerikanische Rechtssystem zu entwickeln und wertvolle Einblicke in die juristische Welt zu gewinnen. Die Möglichkeiten, die sich uns boten, waren beispiellos und haben uns gezeigt, dass Bildung und persönliche Entwicklung keine Grenzen kennen. Von den inspirierenden Vorlesungen bis hin zu den fesselnden Gerichtsverhandlungen war jeder Moment eine Bereicherung für unseren akademischen und persönlichen Horizont. Daher ermutige ich euch alle, euch solchen Erfahrungen zu öffnen, denn sie können euren Lebensweg auf eine Weise beeinflussen, die ihr nie für möglich gehalten hättet.
Die Law Clinic – Praxis der Strafverteidigung bedankt sich vielmals bei der Ernst-Reuter-Gesellschaft e.V., welche diese Erfahrungen für die Studierenden durch eine Förderung unterstützt hat.